Delfter Kacheln
Das Fischgeschäft
Das Glück segelt
mit der Hoffnung

Pastelle

 Vielen zeitgenössischen Künstlern erscheint Kunst, die sich einer zeitgenössischen Auffassung von Schönheit nicht radikal entzieht, verdächtig. Stattdessen entscheiden sie sich für das Intellektuelle, das Konstruierte oder das Hässliche, oder sie lassen das Schöne lediglich als ironisches Vergangenheitszitat gelten.

Doch die Frage nach dem Schönen wird immer ein zentraler Antrieb von Kunst sein, und sie wird immer wieder neu beantwortet werden.

Die Werkreihe mit Pastellen von Karin Davids zitiert eine vergangene Kunst, die uns Heutigen wie wenig andere als Schönheit erscheint: die Bilder Vermeers. Vermeer steht für Versunkenheit, Kostbarkeit, Vollkommenheit. Eine Kunst, fern von barocker Rhetorik. Über die Farbe Blau und Motive wie Delfter Kacheln und Schifffahrt schlägt die Künstlerin eine Brücke zum ostfriesischen Kulturraum, der in Vielem dem der Niederlande ähnelt. Evoziert wird die ästhetische Idee des Nordens und der Küste.

Diese Bilder wissen, dass unsere Vorstellung von Schönheit zeitbedingt und vergänglich ist, und demnach unsere Entscheidung für Vermeer ebenfalls zeitbedingt und vergänglich ist. Dieses Wissen erscheint in den Bildern spielerisch als Collage, Schrift, Zitat – Elemente, die die Bilder nicht beherrschen, nicht als ironischer Effekt verpuffen, sondern integraler Bestandteil des künstlerischen Vorgangs werden und eine künftige Schönheit evozieren.

Jürgen Kiel, Frankfurt

Hafen von Greetsiel